Vier Saugprobleme

Habt ihr Euch eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn man mit einem Strohhalm etwas trinkt und warum das überhaupt funktioniert? Ich muss zugeben, dass ich darüber auch noch nie nachgedacht habe, bis ich mit der Vorbereitung dieser Seite angefangen habe.

Wusstet ihr, dass ihr das Getränk eigentlich gar nicht hochzieht, sondern dass es vielmehr von der Luft nach oben gedrückt wird? Was ihr eigentlich tut, ist dass ihr den Druck in eurem Mund verringert und damit ein Gleichgewicht stört. Bevor ihr saugt, drückt die Luft an zwei Stellen auf das Getränk, einmal um den Strohhalm herum und einmal durch den Strohhalm hindurch. Wenn man nun die Luft aus dem Mund saugt - also den Luftdruck im Mund verringert -, drückt die Luft ja um den Strohalm herum vielmehr auf die Flüssigkeit als durch den Strohhalm. Nun kann die Luft das Getränk nach oben drücken, bis es im Mund ankommt.

Durch bestimmte Tricks kann man es aber unmöglich machen, ein Getränk durch einen Strohhalm zu trinken.

Versuch 1:

Die Kraft, mit der die Luft von außen die Flüssigkeit zu deinem Mund hochdrückt, muss nicht nur einfach größer sein als der Druck im Mund, sondern sie muss auch noch das Gewicht der Flüssigkeitssäule im Strohhalm ausgleichen. Wenn also der Strohhalm besonders lang ist, dann passt auch mehr von der Flüssigkeit hinein, und deshalb ist die Flüssigkeit, die im Strohhalm hochwandern muss, natürlich viel schwerer.

Das kann man ganz einfach ausprobieren, indem man mehrere Strohhalme mit Klebeband zusammenklebt. (Vorsicht, dass auch alles dicht ist!) Probiert einfach mal aus, wie viele Strohhalme ihr zusammenkleben müsst, bis ihr nichts mehr vom Getränk nach oben bekommt. Möglicherweise müsst ihr dazu das Glas auf den Boden und euch selbst auf einen Stuhl stellen. Ab einer bestimmten Länge des Strohhalms ist der Druck des Wassers nach unten größer als die Druckverminderung im Mund und dann kommt nichts mehr oben an.

Versuch 2:

Diesmal nimmst du zwei Strohhalme in den Mund, steckst aber nur einen ins Glas. Den anderen läßt du einfach in die Luft gucken. Wenn du nun versuchst, die Flüssigkeit anzusaugen, wirst du keine Erfolg haben, denn du kannst den Druck in deinem Mund nicht verringern. Es fließt nämlich durch den zweiten Strohhalm immer wieder neu Luft in deinen Mund, die den Druck wieder ausgleicht. Diese Luft hat es nämlich viel einfacher als die Flüssigkeit - sie ist nämlich viel leichter.

Versuch 3:

Wenn du versuchst, etwas aus einer Flasche mit einem Deckel zu trinken, in den du nur ein so kleines Loch gemacht hast, daß gerade der Strohhalm durchpasst, wirst du auch schnell Probleme bekommen. So stark du auch saugst, die Luft kann die Flüssigkeit nicht nach oben drücken. Es ist nämlich gar nicht genug Luft in der Flasche, die genug Druck ausüben könnte. Es kann ja keine Luft von außen nach fließen, da das Loch ja ganz eng um den Strohhalm ist. Es ist sogar so, dass du beim Hochsaugen den Platz für die Luft vergrößerst. Da keine Luft nachfließen kann, erzeugst du so einen Unterdruck, und die Flasche beginnt ebenfalls an der Flüssigkeit "zu saugen". Und diesen Wettbewerb kann man einfach nicht gewinnen, denn je mehr man saugt, desto mehr "saugt" auch die Flasche. Hinzu kommt noch, daß die Flüssigkeit ja schon von der Schwerkraft nach unten gedrückt wird - also hat die "saugende Flasche" immer schon bessere Chancen.

Versuch 4:

Ihr kennt sicher die kleinen Getränketüten, bei denen immer ein kleiner Strohhalm dabei ist. Hier passiert etwas ähnliches wie im dritten Versuch. Wenn man an dem Strohhalm saugt, erzeugt man wieder einen Unterdruck in der Tüte. Im Gegensatz zum Glas ist diese aber nicht so stabil, und so wird sie vom Luftdruck von außen eingedrückt. Wenn man eine ganze Zeit ununterbrochen gesaugt hat, wird man feststellen, dass man keine Flüssigkeit mehr bekommt, obwohl die Tüte noch nicht leer sein kann. Wenn man dann aber eine kleine Trinkpause einlegt, und der Luft ermöglicht, durch den Strohhalm in die Tüte zu gelangen, bläht sich die Tüte wieder etwas auf, und man kann wieder weiter trinken. Hier liegt das Problem nicht nur daran, dass die Luft in der Tüte auch am Strohhalm saugt, sondern vor allem daran, dass man mit dem Saugen einfach nicht genug Kraft aufbringen kann, um die Tüte noch weiter zu deformieren.